Welche Rolle spielt die Kirche in der urbanen Transformation? Welche Rolle kann sie spielen? Hier mein Impulsvortrag beim Evangelischen Probsteikonvent Hamburg…
Eine Frage, die mich sehr bewegt, ist jene des Umgangs mit der Vielfalt in unserer Gesellschaft. Mit Vielfalt meine ich die Biodiversität genauso wie die kulturelle Vielfalt. Jeder von uns trägt eine Vielfalt in sich. Diese innere Buntheit macht uns einerseits unberechenbar, andererseits aber auch lebendig. Die Vielfalt ist eine zentrale Herausforderung für die Arbeit in den Quartieren, und ist gleichzeitig eine Chance für die Gesamtentwicklung der Gesellschaft.
Wie gehen Christentum, Judentum und Islam mit der Frage der Vielfalt um? Sehen sie die Buntheit als Gefahr oder als Chance? Die Frage des Umgangs mit der Vielfalt überschneidet sich stark mit der Frage des Umgangs mit der inneren Natur des Menschen. Wird in den Religionen die Lebendigkeit wertgeschätzt – oder als Quelle der Sünde betrachtet und entsprechend unterdrückt?
In der Genesis ist Eva, die sich für die Ursünde verantwortlich macht. »Eva« bedeutet etymologisch »Lebendigkeit, Leben«. Muss also die Lebendigkeit der Vernunft (= Adam) unterordnet werden, so dass eine Ordnung garantiert wird?
Für die Weiterentwicklung der Kirche; für eine Kirche, die in den Quartieren transformativ wirken will, ist die Frage des Umgangs mit Vielfalt und Lebendigkeit von zentraler Bedeutung.
Ich bin in einem Dorf auf dem Land in Italien aufgewachsen. Das Teilen miteinander, die Pflege des sozialen Zusammenhalts oder eine Landwirtschaft ohne Chemie war dort nicht die Zukunft, sondern die Normalität seit Generationen. In meiner Kindheit habe ich gelernt, dass Menschen über ein unschätzbares wertvolles Wissen verfügen können, selbst wenn sie keine Schule besucht haben. Doch in der Modernisierung wurde dieses Wissen mit »Rückständigkeit gleichgesetzt, als eine Form von Armut betrachtet. Was die einen »Entwicklung« oder »Entwicklungshilfe« nennen, habe ich ab den 1970ern als Zerstörung der lokalen Kulturen erlebt – jene Kulturen, die für Jahrhunderte das Gleichgewicht mit der Natur aufrechterhalten haben.
>Weiter zum vollständigen Vortrag (24.04.2019, Norderstedt)
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